„Fernsehen macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger.“ das stellte Günther Jauch einmal ganz provokant fest. Er meinte sicher damit, dass manche die Fähigkeit besitzen, Medieninhalte den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechend sachkundig zu nutzen und manche nicht. Diese Fähigkeit lässt sich bestens mit dem Begriff Medienkompetenz zusammenfassen und bezieht sich nicht nur auf die Nutzung des Fernsehen. Gerade der Einsatz von Web2.0 Technologien, den sogenannten sozialen Medien, erfordert ein Hohes Maß an Medienkompetenz, weil hier die Absichten der Sender völlig verschieden sein können, aber diese nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Das gilt für Erwachsene, aber im speziellen auch für Kinder und Jugendliche. Denn seien wir mal ehrlich, digitale Medien prägen deren Alltag. Mal auf eine gute Weise, oft auf eine Schlechte.
Was ist Medienkompetenz?
Medienkompetenz im Sinne des Medienpädagogen und Pionier auf diesem Feld Dieter Baacke[1] steht „nicht für ein subjektiv−individualistisch verkürztes Konstrukt, sondern für ein Gestaltungsziel auf überindividueller, gesellschaftlicher Ebene innerhalb eines Diskurses zur Informationsgesellschaft. Dieses Ziel fokussiert nicht die bloß rezeptive, passive Nutzung von Medien, sondern spricht sich für einen kreativen und kritisch-reflexiven Gebrauch der Medien aus.“[2]
Für Baacke umfasst Begriff Medienkompetenz somit mehrere Dimensionen, um Reichweite und Umfang des neuen Medienlernens deutlich zu machen. Medienkompetenz geschieht aktiv und passiv und umfasst:
- Medienkritik
- Medienkunde
- Mediennutzung
- Mediengestaltung
Mehrdimensionale Medienkompetenz
Wichtig ist es demnach, die verschiedenen Medien (Bücher, Zeitschriften, Hörfunk, Fernsehen, Internet usw.) kennen und auch nutzen können – beispielsweise ein Buch in der Bibliothek suchen und entleihen oder einen Blog abonnieren, der Themen behandelt, die einen interessieren. Darüber hinaus sollte man sich in der Medienwelt orientieren können. Das heißt, dass man weiß, was es für Angebote und Formate gibt und was davon für einen selber wichtig ist. Zur Medienkompetenz gehört aber vor allem auch, eine kritische Distanz zu Medien halten, um kommerzielle oder politische Interessen in journalistischen Beiträgen erkennen können. Die Fähigkeit, selbst kreativ in der Medienwelt tätig zu werden, vervollständigt Baackes Medienkompetenz. Hierzu kann zählen, ein Blog zu schreiben, eine eigene Homepage zu gestalten, einen Rundbrief herauszugeben, eine Demo zu veranstalten, ein Buch zu schreiben, eine Ausstellung zu organisieren oder eine Facebookpräsenz zu unterhalten.
Medienkompetenz für empathischer Mediennutzung
Speziell vor dem Hintergrund der Interaktionsmöglichkeiten in Sozialen Medien schaffen diese Fähigkeiten ein Verantwortungsbewusstsein und eine Entschlussfähigkeit mit den Freiheiten, die das Internet bietet, bewusst und angemessen umzugehen.
Eine Forschungsgruppe der Uni Paderborn[3] fasst das komplexe Thema gut zusammen:
„[…] kann festgehalten werden, dass aufgrund der komplexen und vielschichtigen Ausprägung des Begriffs Medienkompetenz, es nicht reicht den POWER-Knopf zu drücken, um diese zu erlangen. Um Medienkompetenz zu erlangen sollte man die Medien kennenlernen und nutzen sowie sich in der Medienwelt orientieren können. Weiterführen ist die Teilnahme an medialer vermittelnder Kommunikation und sowie die Kritische Distanz zu Medien eine Voraussetzung um Medienkompetenz zu erlangen.“
Medienkompetenz als präventive Maßnahme vor Cybermobbing
Zur Medienkompetenz gehört also eine umfassende Kenntnis von Medien, deren verschiedenen Intentionen, deren Produktion und deren Verbreitungsmechanismen. Ziel der Medienerziehung ist es also, die Kinder und Jugendlichen anzuleiten, diese bewusst und konstruktiv zu nutzen. Gerade die handlungsorientierte Medienerziehung bietet hier viele Möglichkeiten. Außerdem schaffen es Kinder und Jugendliche auf diesem Wege, die Produktionsprozesse von Medien zu durchschauen und werden so ästhetisch sensibilisiert. Nicht zuletzt fördert aktive Medienarbeit im besonderen Maße die Empathie anderen Medienteilnehmern gegenüber und das stellt somit den wichtigsten Punkt gegen Cybermobbing dar. Denn wer sich in ein potentielles Opfer hineinversetzen und die Ausmaße von Viralität überschauen kann, wird wahrscheinlich nicht zum Cybermobber.
Darüber hinaus gibt es technische Einstellungsmöglichkeiten in den sozialen Netzwerken, die private Daten schützen und somit von Vorhinein die Angriffsfläche für potentielle Cybermobber zu minimieren.
Eine Vorbeugung gegen Cybermobbing kann also erfolgen, indem Mediennutzern eine inhaltliche, empathische und auch technische Kompetenz an die Hand gegeben wird.
Quellen:
http://www.dieter-baacke-preis.de/dieter-baacke-preis/was-ist-medienkompetenz/
http://groups.uni-paderborn.de/wipaed/learnlabmediendidaktik/Website/7_files/9_Medienkompetenz.pdf
Baacke, Dieter (2001): Medienkompetenz als pädagogisches Konzept. In: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) (Hrsg.): Medienkompetenz in Theorie und Praxis. Broschüre im Rahmen des Projekts „Mediageneration – kompetent in die Medienzukunft
[1] Vgl. Baacke, Dieter (2001): Medienkompetenz als pädagogisches Konzept.
[2] http://www.dieter-baacke-preis.de/dieter-baacke-preis/was-ist-medienkompetenz/
[3] http://groups.uni-paderborn.de/wipaed/learnlabmediendidaktik/Website/7_files/9_Medienkompetenz.pdf



